Des Halligbübleins Weihnachtsfeier

Vortrag bei Weihnachtsfeier 2013 des „Sparclubs Inselkaufhaus/Nordstrand“

Moin Moin, liebe Lüüt!

Mehr auf Plattdeutsch kann ich leider nicht!

Aber keine Sorge:

Eben wurde   i c  h   angekündigt, also der Guido.

Vor 5 Wochen war es Christian,

der angekündigt wurde.

Aber ganz so schlimm wie bei Christian

wird es mit Guido nicht werden.

Dieser Christian hatte hier auf Nordstrand

einem Mann sogar Dachziegeln durchs  Schlafzimmerfenster gedonnert.

Ich sage nicht, wer dieser Mann war,

außer ich verplapper’ mich versehentlich…

Hätte dieser Mann, Hannes, nicht gerade an seinem neuen Krimi geschrieben,

sondern im Bett gelegen,

was hätte da alles passieren können!

Dass es hier auf Nordstrand nur Sachschäden gab,

aber niemand verletzt wurde,

hat vielleicht auch damit zu tun,

dass derzeit in Husum eine Kopie entsteht

vom Sturmflutkelch von Nordstrand.

Dieser Kelch ist ja das Symbol dafür,

dass Gott letztlich seine schützende Hand über Nordstrand hält.

Dieser Bezug zwischen dem Sturmflutkelch

und dass hier auf Nordstrand bei Christian niemand verletzt wurde;

wird manchem vielleicht als Märchen erscheinen:

Aber so mehr oder weniger vermeintliche Märchen

sind halt mein „Ding“.

Ich kann da gar nichts dafür,

sondern schuld daran sind die Gebrüder Grimm,

die Sie ja alle kennen, Grimms Märchen…

Und die Oma der Brüder Grimm

habe ich vor gut 30 Jahren persönlich kennengelernt!

Sozusagen!

Bei Ausgrabungen in Hessen, wo ich herstamme.

Die Oma der Brüder Grimm war natürlich schon lange tot,

aber ich war bei deren  Ausgrabung dabei, habe auch Fotos gemacht.

Und in der Nacht darauf wurde die Oma der Brüder Grimm „geklaut“.

Vermutlich von  Medizin-Studenten oder von Dieben, die richtige Skelette, keine  Nachbildungen aus Kunststoff, an angehende  Mediziner verkaufen wollten.

Deshalb bin ich der Einzige, der Fotos von der geklauten Oma der Brüder Grimm hat.

Und das hat mich vielleicht irgendwie ein bisschen infiziert in Sachen Märchen.

Bei den Enkeln dieser „ausgebuddel-ten“  Frau,

den Brüdern Grimm also,

hat, das ist jetzt stark vereinfacht, später der berühmte

Karl Müllenhoff studiert.

Dieser Professor Müllenhoff  war jener Mann,

der u.a. zusammen mit Theodor Storm

die Sagen, Legenden und Lieder von Schleswig, Holstein und Lauenburg

gesammelt und 1845 als Buch veröffentlicht hat.

Nun hatte mich Margrit Hansen vom Inselkaufhaus gefragt,

ob ich bei der Feier von unserem Sparclub

irgendwas Weihnachtliches erzählen könnte.

Früher sei das so Tradition gewesen.

Und dazu fiel mir dann diese Geschichte bei Müllenhoff ein.

„Das Licht der treuen Schwester“,

Diese Geschichte spielt auf Nordstrandischmoor,

aber die Sache geht traurig aus:

Da hatte eine Frau jahrzehntelang Abend für Abend

eine Kerze ins Fenster gestellt für ihren Bruder.

Als eines Abends kein Licht zu sehen war,

dachten die Nachbarn:

Wie schön, endlich ist ihr Bruder zurück.

Aber leider: Der Bruder war nicht zurückgekommen,

sondern die Dame war verstorben.

Aber, dem werden Sie  zustimmen:

Traurige Geschichten sind nichts für heute Abend!

Hier sehen Sie nun ein Heft,

in der eine Marie Asmus vor rund 70 Jahren

diese Geschichte von  Müllenhoff aufgegriffen

und daraus eine Geschichte mit einem happy end gemacht hat.

Der neue Titel: „Des Halligbübleins Weihnachtsfeier“

Ich werde jetzt diese Geschichte aber nicht vorlesen,

sondern in Kurzform und in eigenen Worten wiedergeben,

denn: Man muss ja das so genannte Copyright beachten.
Mit eigenen Worten kann man aber ganz unproblematisch

erzählen, worum es in dieser Geschichte geht.

Hier sehen Sie übrigens vergrößert das Titelbild:

Man merkt, dass das Heft vor 70 Jahren in einem Verlag am Bodensee erschienen ist:

Wie es auf einer Hallig  aussieht, davon hatte man offenbar keine Ahnung.

So jedenfalls sieht es meines Wissens auf einer Hallig nicht aus,

auch nicht auf  Nordstrandischmoor, wo auch diese Fassung der Geschichte spielt.

Also, ich habe mir das nur als Stichworte aufgeschrieben:

Ein Mann fuhr zur See

heiratete dann,

gab seinen Beruf auf,

betrieb Landwirtschaft

kaufte ein Haus

und die letzte Hypothek

sollte ausgerechnet an Weihnachten bezahlt werden.

Um an das nötige Geld zu  kommen

heuerte er noch einmal an

und fuhr als Seemann nach New York.

Als er seine Heuer bekam

und mit dem nächsten Schiff zurück wollte,

geriet er in falschen Verdacht und kam ins Gefängnis.

Bis sich das alles aufgeklärt  hatte,

vergingen viele Wochen

und er konnte aus dem „Knast“ noch nicht einmal nach  Hause schreiben, was geschehen war.

Zu Hause auf Nordstrandischmoor wurden

Meinert, der  Sohn des Mannes,

dessen Schwester, Mutter und Oma immer unruhiger,

je näher Weihachten heran rückte.

Was sie nicht wussten:

Meinerts Vater war erst am 22. Dezember in Hamburg angekommen

und hatte es per Bahn und zu Fuß erst am späten Nachmittag

des 24. Dezember bis nach Nordstrand geschafft.

Obwohl sich Meinerts Vater gut auskannte,

wäre es viel zu gefährlich gewesen,

bei Dunkelheit alleine durchs Watt bis nach Nordstrandischmoor zu laufen.

Also machte er sich zusammen mit einem guten, treuen Freund

auf den gefährlichen Weg.

Und dann kam auch noch Nebel auf.

Bald schon wussten die beiden nicht mehr,

wo sie eigentlich waren, sie hatten sich verirrt.

Der kleine Meinert aber und seine Schwester

hatten das ganze Jahr über immer mit ihren Kerzen gespart,

wenn sie damit abends in ihr Zimmer gingen:

Strom hatten sie ja noch nicht.

Aus den vielen kurzen Kerzenstummeln hatte Meinert

ein paar größere Kerzen gebastelt

und an Heilig-Abend für den sehnlichst erwarteten Vater

eine nach der anderen angezündet und oben in die Luke vom Dachboden gestellt.

Eigentlich also stand diese Kerze zu weit oben im Haus.

Als Meinerts Vater und sein Freund diese Kerze sahen

gerade weil sie so weit oben im Haus stand,

da waren sie zwar unsicher, ob das vielleicht  

bei Nebel der schwache Lichtschein eines Leuchtturmes sein könnte. Dann würden sie am Ende noch weiter vom rechten Weg abkommen.

Aber – weil es Heiligabend war und im Vertrauen auf Gott – orientierten sie  sich an diesem Lichtschein.

Endlich standen die beiden  Männer überglücklich zu Hause vor der Tür.

Meinerts Vater bedankte sich bei seiner Frau,

dass sie das Licht in die Dachluke gestellt hatte.

Damit hätte sie den beiden das Leben gerettet.

Doch die Frau stutzte:

„Ich hatte gar keine Ahnung, dass du unterwegs zu uns warst,

ich hatte ja keinerlei Nachricht von dir!

I c h habe gar keine Kerze für dich angezündet.“

Da eilten Vater und Mutter ins Kinderzimmer,

wo Meinert und seine Schwester schon schliefen.

Und dann klärte sich die Sache auf:

Meinert erzählte:

Alle 2 Stunden hatte er für seinen Vater eine neue  Kerze angemacht,

sich dann aber todmüde schlafen gelegt, denn:

Inzwischen brannte die letzte Kerze. Er hatte keine neue mehr,

die er hätte anzünden können.

Die ganze Familie und der treue Freund von Meinerts Vater

rannten auf den Dachboden:

Und in diesem Augenblick verlosch diese letzte Kerze

genau in dem Moment, als alle in Sicherheit waren.

Das war dann wirklich eine heilige Nacht hier oben bei uns.

Und nach diesem happy end nun einen happy coffee

und wenn Sie möchten, dann besuchen Sie mich doch ,mal

in meinem Buch-Buchmuseum auf Nordstrand.

Da gibt es insgesamt sogar 35 Vorträge, aus denen Sie frei wählen können.